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Veganuary Teil III: Die Vielfalt hat ihre Tücken. CO2 versus Tierleid?

Tierische Produkte gänzlich „im Kraut zu lassen“ hat seine Tücken, denn regional, saisonal und vegan kann – vor allem jetzt im Winter – für Teilzeitveganer*innen und Vegan-Newbies schon monoton werden. Besagtes Kraut, generell diverse Kohlarten, Rüben, und was sonst noch so unter der Erde wächst sind die Protagonisten der winterlich-mitteleuropäischen pflanzlichen Frischkost. 

Viele vegane Kochbücher werden angesichts meiner ökologischen Ansprüche dünn und ich bleibe dann doch lieber bei der heimischen Kraut- und Rübenkost. Denn Avocados, Kokosprodukte & Co habe ich zwar geschmacklich zweifelsfrei gern, aber die Entfernung zu den Herkunftsländern und die Produktionsbedingungen gefallen mir nicht. Der Hype um den PR-Gag „Superfoods“ von weit her, wie etwa Chia, Quinoa und Cashew lässt mich kalt. Südostasien, Afrika und Lateinamerika sollen nicht die Ursprungsregionen meiner Nahrung sein, abgesehen vom großen ökologischen Fußabdruck (Transportwege, also CO2, Ressourcenverbrauch, d.h. Boden und Wasser) bin ich der Meinung, brauchen die Leute dort erst selbst genug zu Essen zu einem für sie leistbaren Preis. Bei Jobs auf Monokultur-Plantagen stellt sich bei mir auch wenig Freude ein. Die Leute werden dadurch in den Anbauländern in noch größere Armut und Abhängigkeiten getrieben, auch weil die Preise dieser Exportschlager durch die Nachfrage am Weltmarkt vor Ort in die Höhe schnellen. Das ist selbstverständlich bei Nutztierhaltung und Viehfutteranbau in fernen Ländern nichts anderes. Dennoch halten sich Fleisch und dessen Produkte aus anderen Kontinenten doch in unseren Supermarktregalen in Grenzen.

Immer wieder heißt es, dass mit Fleisch- oder Milchprodukte eine größere Ressourcenverschwendung einhergeht, und sie weitaus größere CO2-Emittenten und Flächenverbraucher seien, als egal welches Obst oder Gemüse. Das ist längst bewiesen, Boden- und Wasserverbrauch sind enorm, und Tierleid in der Nutztierhaltung ist ohnehin das schlagende Argument für rein pflanzliche Nahrungsmittel. Aber dennoch sollten wir womöglich im Sinne des „Menschen- und Naturwohls“ auch bei pflanzlichen Nahrungsmitteln auf Regionalität achten. 

Ein reines Gewissen haben, allein weil die vegane Ernährung sowieso um Längen besser ist als die tierische? So einfach mache ich es mir nicht.

Warum also nicht Chia aus Lateinamerika durch österreichischen Leinsamen und chinesisch-stämmige Goji-Beeren durch den heimischen Sanddorn ersetzen? Getreide, Nüsse, Quinoa, Buchweizen, Soja, Linsen, Kichererbsen und Bohnen, sogar Reis, werden auch in Österreich angebaut, zumeist sogar in Bioqualität. Avocados sind relativ schwer zu ersetzen, vor allem geschmacklich, aber auch hier habe ich einen Weg gefunden: es gibt spanische Kooperativen, die in Direktvermarktung biologisch angebaute Früchte anbieten, und das immerhin zwei Mal pro Jahr: Im Herbst und im Frühjahr. Den Rest des Jahres gibt es für mich eben keine Avocados, so wie es Erdbeeren und Spargel für mich ebenfalls nur saisonal aus Österreich gibt. Was ist schöner als die kurze Freude? Die lange Vorfreude!

Nächste Woche geht es nicht um Essen, sondern um tierische Alltagsprodukte wie Leder oder Wolle, die für vegan lebende Menschen ebenfalls No-Gos sind.

Autorin: Silke Baron

Mein heutiges Rezept – ganz regional und saisonal – ist Krautfleckerln:

Einen halben mittelgroßen Krautkopf mit dem Messer in feine Streifen schneiden und dann noch einmal quer hacken. Dasselbe mit 3 mittelgroßen Zwiebeln und 2 Zehen Knoblauch tun. Zuerst lasse ich langsam in ein wenig Öl die Zwiebeln hellbraun dünsten (nicht bei hoher Temperatur braten!). Das dauert eine Weile, zahlt sich geschmacklich aber aus. Dann nehme ich etwa 4 EL Zucker und lasse den Zucker gemeinsam mit den Zwiebeln karamellisieren. Bevor alles zu dunkel oder das Karamell gar hart wird, kommen fein gehackter Knoblauch, 1 gestrichener EL Kümmel und das Kraut dazu. Frisch gemahlener schwarzer Pfeffer sowie Salz können auch gleich mitgekocht werden. Bevor man alles mit einem Lorbeerblatt versehen weich köcheln lässt, noch mit ca. 100ml Weißwein ablöschen. Eventuell muss man auch noch ein Achtel Wasser beimengen, je nachdem wie feucht oder trocken das Kraut ist. Vegane Fleckerlnudeln oder zur Not Farfalle müssen natürlich auch noch gekocht werden. Hat das Kraut die gewünschte Konsistenz erreicht, vermischt man die Nudeln und einen Schuss Nudelwasser mit dem Kraut und schmeckt alles noch einmal ab, ein Schuss Olivenöl schadet auch nicht. Das Zusammenspiel von Pfeffer, Salz, Zucker und der leichten Weinsäure machen die Krautfleckerl zu dem, was sie sein sollen, ein köstliches, einfaches und günstiges Gericht.