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Das Beschaffungswesen der Stadt Wien – Tierschutz auf dem Teller

In kaum einem Bereich hat die Stadt Wien die Möglichkeit so direkt, nachhaltig und umfangreich Maßnahmen im Sinne des Tierschutzes umzusetzen wie im Beschaffungswesen. Denn jeden Tag werden in Wien über hunderttausend Portionen Speisen in Bildungseinrichtungen, Spitälern, Seniorenheimen und Behördenkantinen etc. serviert. Die Kosten für diese öffentliche Verpflegung belaufen sich auf mehrere Milliarden Euro jährlich.

„Die Republik Österreich (Bund, Länder, Gemeinden) bekennt sich zum Tierschutz“ lautet eine der Staatszielbestimmungen Österreichs. Dass diese Staatszielbestimmung existiert, verdanken wir keinen gütigen Abgeordneten zum Nationalrat sondern der Bevölkerung dieses Landes, die sich in Umfragen und in ihrem Kaufverhalten regelmäßig in großer Mehrheit zum Tierschutz bekennt. Auch der österreichische Verfassungsgerichtshof bestätigte 2011 ein „nach heutiger Auffassung weithin anerkanntes und bedeutsames öffentliches Interesse am Tierschutz“. Will man diesen Bekenntnissen konsequent Rechnung tragen, darf auch der Einsatz von Steuermitteln für die Beschaffung von Produkten tierischen Ursprungs nicht ohne Berücksichtigung des Tierschutzaspekts erfolgen.

Welche Produkte und Lebensmittel in ihren öffentlichen Einrichtungen angeboten werden, entscheidet die Stadt Wien! Sie trägt somit eine enorme ethische Verantwortung und hat die Chance, österreichweit eine Vorreiterrolle in Sachen tierschutzfreundliche öffentliche Verpflegung einzunehmen. Ab sofort kann Wien ihr zur Verfügung stehendes Budget so ausgeben, dass nur noch Produkte aus Haltungs- und Produktionssystemen angeschafft werden, die nachvollziehbar und gezielt Tierwohl fördern.
Dabei muss die Stadt Wien das Rad keineswegs neu erfinden. In Europa gibt es bereits beeindruckende Best Practice Beispiele dafür, wie Großstädten (Kopenhagen, Göteborg, München, Newcastle) der Umstieg auf eine tierschutzkonforme öffentliche Verpflegung gelungen ist. So hat es die Pionierstadt Kopenhagen geschafft, die verarbeiteten Produkte in öffentlichen Einrichtungen auf 90% Bioanteil umzustellen, und das ohne Mehrkostenaufwand! Dieses Projekt war sehr professionell geplant und sein Erfolg beruht auf mehreren Faktoren wie einer Ausbildungsoffensive im Bereich des Küchenpersonals, dem Weglassen von Fertigprodukten und der Forcierung der Frischküche, der Umgestaltung des Menüplans und der Anpassung der Ausschreibungen, wodurch auch kleinere, rein biologisch produzierende Bauern mitbieten konnten.
Mit der Initiative „ÖkoKauf Wien“ 1998 wurde ein erster Schritt in Richtung Klima- und Umweltschutz bei der Beschaffung durch die öffentliche Hand getan, dem Tierschutz jedoch wird im Zuge dieses Programms kaum Beachtung geschenkt.
Um modernen Tierschutzansprüchen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden, muss die Stadt Wien ab sofort Tierschutzkriterien für den Kauf von Fleisch, Milch und anderen tierischen Produkten voraussetzen. Durch den Umstieg auf tierschutzfreundliche Produkte kann mit einem Streich nicht nur viel Gutes für unsere Stadt getan, sondern auch von ihr bewirkt werden:

  1. Es wird in Qualität der Lebensmittel und somit in die Gesundheit der Menschen investiert.
  2. Die große Menge an verwendeten, tierschutzkonformen Produkten in öffentlichen Einrichtungen trägt massiv zu besseren Lebensbedingungen abertausender Tiere bei.
  3. Die Investition in tierfreundliche Produkte wirkt sich nicht nur positiv auf Mensch und Tier aus, sondern schützt auch unsere Natur und das Klima.

     

    Der Klimateller
    Wer im Krankenhaus, Seniorenheim, in der Behördenkantine oder in der Schule isst, muss also die Möglichkeit bekommen, klima-, umwelt- und tierschutzgerecht essen zu können. Für die steigende Anzahl all jener, die die Auswirkungen ihrer Ernährungsweise erkannt haben und das draus resultierende Nachhaltigkeits- und Tierschutzpotential noch weiter ausschöpfen möchten, fordern wir außerdem ein täglich zur Verfügung stehendes, vollwertiges, rein pflanzliches Bio-Mittagsmenü in allen öffentlichen Küchen der Stadt Wien: den Klimateller.

Wir fordern im Sinne des Tierschutzes daher die Umgestaltung des Beschaffungswesens der Stadt Wien in folgenden Punkten:

  1. Tieren Körperteile kupiert werden oder ohne Schmerzausschaltung und Schmerzbehandlung enthort oder kastriert werden
  2. Vollspaltenböden oder Kastenstände (körperenge Geburtskäfige) verwendet werden
  3. Sowie keine Produkte von Hochleistungsrassen